Als ich bei der Arbeit zu meinem gerade erschienen Roman „Ein Tag hat viele Farben“ saß, ahnte ich nicht, dass sich Fiktion und Wirklichkeit so schnell vermischen würden.
Mit „Ein Tag hat viele Farben“ wollte ich einen Roman schreiben, der ein sehr ernstes Thema mit viel Humor angeht. Er erzählt die Geschichte von drei Geschwistern, die lange Jahre keinen Kontakt zueinander hatten und sich erst an dem Tag wiedersehen, an dem die lebenserhaltenen Geräte ihres Vaters abgeschaltet werden. In dieser Extremsituation kochen die uralten Konflikte der längst erwachsenen Kinder wieder hoch und bündeln sich in dem skurrilen Streit um ein wertvolles Gemälde, das die drei aus unterschiedlichen Gründen für sich haben wollen. Beim Schreiben musste ich nicht nur einmal sehr lachen und habe dabei für mich selbst gemerkt, wie befreiend es ist, nach einer ernsten, ergreifenden Szene, in der der Vater stirbt, ein Kapitel mit viel Humor zu schreiben. Beim Drehbuch nennen wir das Comic Relief, womit nichts anderes gemeint ist, als dem Zuschauer nach einer spannenden, brutalen oder tiefdramatischen Szene einen Moment zum Lachen zu gönnen.
Dass das Ganze auch im wirklichen Leben funktioniert, hätte ich damals nicht gedacht. Aber tatsächlich holte mich die Realität beim Schreiben des Romans ein, meine Mutter erkrankte schwer und starb. Vielleicht haben die Szenen in meinem Roman, in denen die Kinder Abschied von ihrem Vater nehmen, dadurch eine besondere Tiefe erhalten, aber vor allen Dingen habe ich für mich selbst gemerkt, wie hilfreich Humor auch in den traurigsten Situationen des Lebens sein kann. Damit will ich nicht sagen, dass man ständig Lachen soll, beim besten Willen nicht. Aber manchmal hilft es in den dunkelsten Stunden, wenn man zwischendurch auch mal Lachen kann. Meine Mutter und ich haben jedenfalls noch viel gelacht. Bis zum Schluss hatte sie ihren Humor nicht verloren und wir saßen oft lachend zusammen. Comic Relief - gibt es eben auch im richtigen Leben.